Nukleare Teilhabe (1)

Ein Beitrag zum Gedenken an den Atombombenabwurf vor 77 Jahren am 6. August 1945 auf Hiroshima und am 9. August 1945 auf Nagasaki

von Susanne Bödecker

Alle Atommächte halten wie viele europäische NATO-Staaten weiterhin an der Drohung mit Atomwaffen fest und nehmen damit die Vernichtung allen Lebens auf unserer Erde für vermeintliche Sicherheit in Kauf. Auch die NATO-Staaten, die selbst gar nicht über eigene Atomwaffen verfügen, sind daran beteiligt, man spricht in diesem Fall von nuklearer Teilhabe.
Aber was ist das überhaupt?

Die nukleare Teilhabe ist ein Konzept innerhalb der Abschreckungspolitik der NATO, welches Mitgliedstaaten ohne eigene Nuklearwaffen in die Zielplanung und in den Einsatz der Waffen durch die NATO einbezieht. Da stehen dann also die NATO-Mitgliedstaaten ehrfürchtig um den großen Atomkuchen und würden so gerne mal kosten…
Stattdessen werden sie zu Hilfsdiensten wie der Beschaffung von Kuchenschachteln, Tellern, Kuchengabeln und Servietten eingeteilt und dürfen die Kuchenstücke nur verteilen, wenn die USA es befehlen.

Und wenn schon … sie sind dabei, sie haben Anteil am großen Nukleargeschehen, sie sind jemand, denn die USA haben sie mit wichtigen Aufgaben betraut. So servieren sie die Kuchenstücke selig lächelnd, ziehen dazu lustige Hütchen auf und winken mit USA -Fähnchen.
Ist doch toll, so ne nukleare Teilhabe, ich weiß gar nicht, was ihr dagegen habt!!!

Nun: Ändern wir doch mal die Begrifflichkeiten.
Aus den Atomkuchenstücken werden US-amerikanische, thermonukleare B61-Freifallbomben.
Aus den Kuchenschachteln werden die Hangars für die Kampfflugzeuge auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel. In Büchel sind ca. 20 Stück dieser Atombomben stationiert. Welche Sprengkraft alleine eine dieser Bomben besitzt, welch unermessliches Leid und welch endgültige Zerstörung für alle und alles sie in sich trägt, hat Paul Russmann eindrucksvoll in seiner Rede geschildert. Wikipedia

Die Kuchenteller stehen für die Kampfflugzeuge vom Typ Tornado, die in den Hangars in Büchel einsatzbereit sind, um die Bomben zu transportieren und über dem Ziel abzuwerfen. Speziell dafür ausgebildete Bundeswehrpilot*innen warten im Kriegsfall auf den Einsatzbefehl der NATO, die diesen erteilt, wenn der US-Präsident die Atombomben freigibt und der Freigabecode auf einem besonderen US-Befehlsweg eingegangen ist. Nur aufs rote Knöpfchen drücken und dann fliegt alles in die Luft – ganz so einfach geht es nicht.

Und doch: Die Bundesrepublik ist im Kriegsfall, wenn es zum Einsatz von Atomwaffen kommen sollte, aktiv beteiligt. Sie hütet die Bomben in Büchel, stellt die Transportflugzeuge und Pilot*innen zur Verfügung und wirft die Atombomben über dem Gebiet ab, das ihr befohlen wurde. 

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