Rückblick auf den sehr gelungenen Stuttgarter Ostermarsch

Zum Ostermarsch am 7. April 2023 kamen mindestens 3 000 TeilnehmerInnen. Beim Fahrradkorso vom EUCOM zum Schlossplatz waren ca. 100 FriedensfreundInnen dabei.

StZ am 08.04.23: Gefahr einer globalen Katastrophe nie so groß wie jetzt

StZ am 10.04.23: Ostermärsche ganz im Zeichen des Ukraine-Kriegs

SWR: Ostermärsche für Frieden in Südbaden gestartet und Ostermärsche in BW: Forderung nach Frieden in der Ukraine

Junge Welt 12.04.23: Bilanz der Ostermärsche »Wir aber wollen Kriege verhindern«:
Ein Gespräch mit Willi van Ooyen
Druck auf Friedensbewegung wächst, Demilitarisierung der Politik bleibt notwendig.

Kontext: Wochenzeitung 12.04.23: Ukraine-Krieg und Ostermärsche – „Der diplomatische Weg ist der einzige“

Zeitung gegen den Krieg – zum Ostermarsch 2023

Redebeiträge auf den Kundgebungen friedenskooperative.de

Rede Konni Lopau vom vom Offenen FriedensTreff Stuttgart

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
schön, dass ihr so zahlreich gekommen seid. Ich begrüße euch ganz herzlich im Namen des Offenen FriedensTreffs Stuttgart.
Ich begrüße auch den Radkorso der NaturFreunde Radgruppe Stuttgart und der Eucom-Aktionsgruppe, der von Vaihingen, vom Eucom, hergeradelt und gerade angekommen ist.

Gerne würde ich euch in einer Friedensstadt Stuttgart begrüßen! Aber Stuttgart ist es leider nicht, im Gegenteil: Stuttgart ist die europäische Kriegshauptstadt der US-Army.
Das US-Militär hat die Welt in sechs Regionen aufgeteilt, in denen jeweils ein Kommando zuständig ist. Vier dieser Kommandos sitzen in den USA und zwei in Europa – beide in Stuttgart.

In Stuttgart gibt es also zwei US-Kommandozentralen, das Africom und das Eucom. Im Africom werden u.a. die Tötungslisten für die Drohnenmorde der USA in Afrika erstellt und vom Eucom werden alle US-Atomwaffen in Europa (einschließlich Russland bis zur nordkoreanischen Grenze) befehligt und alle US-Truppenbewegungen in Europa koordiniert. Bis vor kurzem wurden auch Waffenlieferungen an die Ukraine vom Dachboden des Eucom vom sogenannten ECCU koordiniert. Das wurde nun wohl nach Wiesbaden zum Hauptquartier der US-Army verlagert. Aber Deutschland ist Drehscheibe und Stuttgart ist und bleibt US-Kommandozentrale und damit Zentrale für die täglich wachsende Atomkriegsgefahr.

Der vorige Nato-Oberbefehlshaber und US-Eucom-Commander Tod Wolters hat im Februar 2020 (da war der Ukraine-Krieg noch nicht eskaliert) lächelnd zu einer republikanischen US-Senatorin gesagt: „I’m a fan of flexible (nuclear) first use“, also „Ich bin Befürworter einer flexiblen nuklearen Erstschlagsstrategie“. In den Medien erfuhr man darüber nichts und die Regierenden in „the länd“ haben sich nicht dazu geäußert.

Der „flexible“ nukleare Erstschlag gegen Russland würde vermutlich von Deutschland bzw. Europa aus erfolgen und soll, geht es nach den US-Strategen, auf Europa begrenzt sein. Stuttgart würde so zu einem potentiellen Angriffsziel allerersten Ranges. Zurückgreifen können die USA dabei u.a. auf die im Fliegerhorst Büchel gelagerten und jetzt modernisierten atomaren Sprengköpfe, die im Rahmen der „nuklearen Teilhabe“ von Bundeswehrpiloten ins russische Ziel geflogen werden sollen. Dafür kauft die Ampel-Regierung in den USA die neuen Lockheed-Trägersysteme Tarnkappenbomber F 35.
Ende Oktober 22 wurde bekannt, dass die Stationierung von neuen modernisierten US-Atomwaffen B 61-12 vorgezogen werden soll. Diese Atomwaffen bedeuten nach unserer Einschätzung eine extreme und unverantwortliche weitere Zuspitzung der gefährlichen Eskalationsspirale hin zur Vorstellung eines führbaren Atomkriegs in Europa. Die neuen Atomwaffen

B61-12 sind präzis lenkbare und in ihrer atomaren Sprengkraft dosierbare bunkerbrechende Erstschlagswaffen für den sogenannten taktischen Atomkrieg auf einem Schlachtfeld Europa. Das war das Signal für den Offenen FriedensTreff Stuttgart, einen Offenen Brief an Ministerpräsident Kretschmann und OB Nopper zu schreiben: Wir wollen keinen führbaren Atomkrieg in Europa! Von deutschem Boden, also auch von den US-Kommandozentralen EUCOM und AFRICOM in Stuttgart darf kein Krieg mehr ausgehen. So wie es im Grundgesetz Artikel 26 klar formuliert wird. (Es gibt übrigens Informationen, dass die modernisierten US-Atomwaffen bereits angekommen sind.) Dieser Offene Brief ist hochaktuell und kann hier und heute unterschrieben werden.
Wir werden uns beim nächsten Treffen des Offenen FriedensTreffs überlegen, wie wir weiter damit verfahren. Der Offene Friedenstreff Stuttgart trifft sich immer am ersten Montag im Monat (wenn‘s klappt im Welthaus „Globales Klassenzimmer“). Weitere MitstreiterInnen sind erwünscht. Kommt dazu! Wir wollen dort eine Koordinierung der Stuttgarter Friedensbewegung, also mit Vertretungen aller Friedensgruppen und Initiativen erreichen. Eine Stärkung der Friedensbewegung ist dringend erforderlich. Liebe FriedensfreundInnen, wir müssen unüberhörbar werden.
Inzwischen gibt es übrigens eine neue US-Atomwaffen-Doktrin, wo der Begriff der Abschreckung deutlich ausgeweitet wird.
Die Eskalation wird weiter vorangetrieben: Im Juni wird der Luftkrieg über Deutschland geübt. Die deutsche Bundeswehr gibt den Gastgeber für das größte Luftkriegsmanöver in der Geschichte der NATO. An „Air Defender 2023“ beteiligen sich rund 10.000 Soldaten aus 18 Staaten mit bis zu 210 Kampfflugzeugen. Auch die hochmodernen US-Kampfjets des Typs F-35 sollen bei der Übung zum Einsatz kommen. Verschleiernd ist die Bezeichnung „Defender“, verteidigt wird hier die Weltherrschaft der USA mit 1 000 Militärstützpunkten über den Globus verteilt.
Bei dem Manöver sollen die schnelle Verlegung von etwa 100

Militärflugzeugen aus den USA nach Europa und die Verteidigung des NATO- Luftraumes geübt werden. Deutschland wird dabei „seine Rolle als kollektiver Verteidigungsknotenpunkt innerhalb Europas“ wahrnehmen, rühmt sich die Luftwaffe. Auch hier stellt sich die Frage: Welche Rolle spielt das Eucom?

Es gibt Informationen, dass die europäischen Mächte über die Entsendung von „Peacekeeping“-Truppen in die Ukraine diskutieren. Auch dies wieder begriffliche Verschleierung. Es handelt sich nicht um Peacekeeping als Friedenserhaltung sondern um Kriegseskalation. Eine EU-Truppe wäre von vornherein Kriegspartei. De facto ist der Ukraine-Krieg spätestens seit Sommer 2022 zu einem umfassenden Krieg der US-geführten NATO gegen die

Russische Föderation mutiert. Bislang allerdings ohne die Beteiligung größerer NATO-Truppenkontingente. Die EU-Staaten erwägen nun offenbar, diese Grenze zu überschreiten. Das könnte dann endgültig den Dritten Weltkrieg auslösen. Auch europäische Entscheidungszentren, Infrastruktur- und Militäreinrichtungen würden zu Zielen. Und diesen Krieg würden wir alle nicht überleben.

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde, ich möchte mit Brecht schließen:

Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten,
nicht die Hände zerschlagen werden.

Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Herrschenden zur Vernunft zu zwingen, durch Druck von der Straße und aus den Betrieben. Lasst uns als Friedensbewegung ein Schneeballsystem entwickeln, das zur Lawine wird. Ich wünsche uns eine kraftvolle und erfolgreiche Friedensbewegung!