Der europäische Weg zur Militarisierung der Künstlichen Intelligenz
Das Future Combat Air System (FCAS) gilt als „größtes“ und „teuerstes europäisches Rüstungsprojekt aller Zeiten“[1] und wird unter der Führung von Airbus (Deutschland), Dassault (Frankreich) und Indra (Spanien) entwickelt. Im Mittelpunkt steht ein „Kampfflugzeug der sechsten Generation“, das jedoch von einer Vielzahl unbemannter Luftfahrzeuge („Remote Carriers“) begleitet und über Satelliten und eine „Combat Cloud“ mit weiteren Sensoren, Gefechtsständen und Waffensystemen verknüpft sein soll. Dabei soll auf allen Ebenen „Künstliche Intelligenz“ (KI) zum Einsatz kommen. Das Luftkampfsystem, das eine klar offensive Ausrichtung hat,[2] soll offiziell ab dem Jahr 2040 einsatzfähig sein, wobei von Verzögerungen um zehn Jahre und mehr ausgegangen wird. Allein die Entwicklungskosten werden enorm sein und auf bis zu 100 Mrd. Euro bei einem Gesamtvolumen von bis zu 500 Mrd. Euro geschätzt. Neben der Realisierung des FCAS selbst – die trotz angelaufener Entwicklung noch in den Sternen steht – streben die beteiligten Staaten und die EU hierüber auch eine Technologieführerschaft in militärisch relevanten Feldern wie der KI an und rechnen mit „Ausstrahlungseffekten“ in den zivilen Bereich und die zivile Technologieentwicklung.[3]
Anmerkungen
[1] Záboji, Niklas: Dunkle Wolken über Europas größtem Rüstungsprojekt, faz.net, 24.07.2022.
[2] So besteht eines der zentralen Szenarien für den Einsatz des FCAS darin, über weite Distanzen feindliche Luftverteidigung zu identifizieren und auszuschalten, außerdem wird viel Wert auf die Tarnkappeneigenschaft gelegt. Das FCAS Forum versteht als strategische Grundlage für FCAS die im Mai 2021 vorgelegten “Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft” und insbesondere deren Verweis auf A2/AD. Hierzu heißt es in den Eckpunkten: „Die Befähigung für schnelle Anfangsoperationen als Reaktion auf eine eskalierende militärische Krise erfordert eine Kaltstartfähigkeit, eine hohe Reaktionsfähigkeit sowie Durchsetzungsfähigkeit gegen vorhandene gegnerische ‚Anti-Access/Area Denial (A2/AD)‘ Architekturen. […] Es wird eine dimensionsübergreifende Befähigung zur Durchsetzung gegen einen Gegner geschaffen, der im Rahmen von ‚A2/AD‘ versucht, eigenen Kräften den Zugang zum Operationsgebiet zu verwehren. Dies umfasst neben Eigenschutz – wie beispielsweise mittels bodengebundener Luftverteidigung – auch erforderliche offensive Fähigkeiten wie abstandsfähige Wirkmittel und unbemannte Systeme.“
[3] Airbus/Fraunhofer FKIE: Future Combat Air System – Airbus and Fraunhofer FKIE create expert panel on the responsible use of new technologies, Pressemitteilung vom 14.5.2020, airbus.com.