In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in Europa, als die Anti-Hitler-Koalition unter den besonderen Opfern der Sowjetunion den Kontinent vom deutschen Faschismus befreite und der Krieg längst in die Reichshauptstadt Berlin zurückgekehrt war, fand am 19. April 1945 im KZ Buchenwald eine Gedenkfeier statt. Die Überlebenden des Konzentrationslagers nahe der Stadt Weimar, mit deren Namen die untergegangene erste Republik verbunden ist, schworen rund um einen provisorischen Obelisken, auf dem die geschätzte Zahl der toten Häftlinge (51.000) eingemeißelt war, den Schwur von Buchenwald: «Wir werden den Kampf erst aufgeben, wenn der letzte Schuldige vom Gericht aller Nationen verurteilt ist. Die endgültige Zerschmetterung des Nazismus ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ideal.» Kommunistische Häftlinge änderten ihn einige Tage später in die häufig zitierte klassenkämpferische Fassung um, die «die endgültige Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln» als Ziel formulierte.
Katastrophen waren historisch immer wieder Momente des «Nie wieder» und «Jetzt alles anders». Aus der Barbarei sollte die Zivilisation immer wieder neu entstehen. «Wo aber Gefahr ist, kommt das Rettende auch», dichtete Friedrich Hölderlin in seiner unvollendeten Patmos-Hymne. «Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag», heißt es bei Bertolt Brecht in seinem Theaterstück «Schwejk im Zweiten Weltkrieg». Als «Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten», adaptierte dies die Westberliner Band «Ton Steine Scherben».