Ein Blick nach Großbritannien zeigt, wie sich der Militarismus auch hierzulande entwickeln könnte
Am 15. Juni fand in Deutschland erstmals der sogenannte Veteranentag statt. Dessen Durchführung wurde im April 2024 vom deutschen Bundestag beschlossen. Es handelt sich hierbei um einen von vielen Versuchen, militaristisches Gedankengut und militaristische Praxis im Rahmen der »Zeitenwende« im deutschen Alltag zu verwurzeln. Auf rund 60, unter anderem vom Reservistenverband organisierten, Veranstaltungen zeigte das Militär im öffentlichen Raum Präsenz. Unter der Überschrift »Der 15. Juni gehört unseren Veteranen« zitiert der Reservistenverband in seiner Bewerbung für diesen Tag Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wohlwollend mit den Worten: »Es geht um die Anerkennung derjenigen, die in letzter Konsequenz bereit sind, das Äußerste für andere zu geben und die ihr Leib und Leben für unser Land einsetzen«. Im Krieg wird getötet, aber es wird auch verwundet und gestorben. Dies mit Blick auf mögliche kommende »große« Kriege zu normalisieren ist Zweck des Veteranentages.
…
Veteranentage gibt es neben den USA unter anderem auch in Großbritannien. Beides sind hochgradig militarisierte Gesellschaften, in denen es jahrzehntelange Erfahrungen mit dem Eindringen des Militärs in scheinbar zivilgesellschaftliche Lebensbereiche gibt. Insbesondere das Beispiel Großbritanniens ist für die deutsche Debatte instruktiv. Denn hier lassen sich die spezifischen Interessen des Militärs innerhalb eines Staates und einer Gesellschaft aufzeigen, und wie diese verfolgt und gestärkt werden. Es zeigen sich aber auch dessen Grenzen. Denn der Militarismus ist in Großbritannien zwar derzeit so stark in der Gesellschaft verankert wie lange nicht. Doch die aktive Bereitschaft zum Sterben für das Vaterland hinkt dem abstrakten Militarismus immer noch stark hinterher, sehr zum Missfallen militärischer und politischer Eliten.
…