Ein Beitrag zum Gedenken an den Atombombenabwurf vor 77 Jahren am 6. August 1945 auf Hiroshima und am 9. August 1945 auf Nagasaki
von Susanne Bödecker
Wie schnell die Welt an die Schwelle des Atomkrieges geraten kann, zeigt der Ukraine-Krieg. Russland hat indirekt mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht und will nun in Belarus nuklear bestückbare Iskander-Raketen sowie nukleare Fliegerbomben stationieren und belarusische Kampfflugzeuge entsprechend ausstatten. All dies als Antwort auf die nukleare Teilhabe der NATO. Die Rüstungsspirale wird weiter angeheizt.
Greenpeace-Abrüstungsexperte Alexander Lurz empfindet es als unverantwortlich seitens der Ampelkoalition, in einer Phase, in der der Einsatz taktischer Nuklearwaffen durch Russland befürchtet wird, den Kauf eines Atomwaffenträgersystems zu beschließen. Dies sei eine Kurzschluss-Reaktion der Regierung. Wenn diese Wochen eines zeigten, dann, dass nukleare Abrüstung dringend gebraucht wird.
Die atomare Bewaffnung Deutschlands geht weit zurück, am 25. März 1958 beschloss der Bundestag die Ausrüstung der Bundeswehr mit atomaren Trägersystemen im Rahmen der NATO. Adenauer und der damalige Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß waren überzeugt, man müsse mit Atomwaffen in Europa die Glaubwürdigkeit der Abschreckung untermauern.
Der Widerstand in Deutschland gegen diese Pläne war groß. Bereits im April 1957 sprachen sich 18 Wissenschaftler in der „Göttinger Erklärung“ gegen eine atomare Bewaffnung Deutschlands aus. Sie mahnten vor den Folgen eines Einsatzes mit taktischen Atomwaffen. Massendemonstrationen wurden von der Protestbewegung „Kampf dem Atomtod“ organisiert. Volksbefragungen der Städte Hamburg und Bremen und einiger Kommunen in Hessen wurden als verfassungswidrig verboten. Am Tag der geplanten Abstimmung ging die Hälfte der rund 1.000 Beschäftigten der Kasseler Henschel-Werke spontan gegen die atomare Bewaffnung Deutschlands auf die Straße. Zuvor hatten rund 10.000 Arbeiter der VW-Werke Braunschweig und Wolfsburg die Arbeit niedergelegt.
Und heute? Wir taumeln im Kriegsseeligkeitsgefühl, Aufrüstung, nukleare Abschreckung ist die alternativlose Antwort auf die aktuellen Verhältnisse, so wollen es uns die Herrschenden und die Medien weismachen und sie haben es bereits geschafft. Nukleare Teilhabe ist eine moralisch-ethische Notwendigkeit, wahre Solidarität, wehe dem, der etwas anderes zu sagen wagt, er ist ein Putin-Versteher, weltfremd, gefährlich und dumm.
Der einzige Weg zum Frieden ist Abrüstung, Deeskalation, internationale Diplomatie und soziale Gerechtigkeit – darum lasst uns das heutige Gedenken an die Opfer der Hiroshima-Bombe zum Anlass nehmen, um uns wachzurütteln, aufzustehen und gemeinsam die Kriege dieser Welt zu beenden.
Schwerter zu Pflugscharen, Brot statt Bomben, menschliche Anteilnahme und Solidarität weltweit statt nuklearer Teilhabe.
Es ist an der Zeit!