Zum 70. Jahrestag der Proklamation der Menschenrechte initiierten „Die Anstifter“ in Stuttgart zwischen dem 10.11. und dem 10.12. einen Veranstaltungsmarathon, an dem sich zahlreiche zivilgesellschaftliche Gruppen, Institutionen und Kultureinrichtungen beteiligten. So auch die IPPNW-Gruppe in Stuttgart, die mit Unterstützung der dfg-vk und des Friedenstreffs Stuttgart Nord eine Veranstaltung ausrichtete unter dem Thema: 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges – Recht auf Frieden durchsetzen.
Die Schauspielerin Lisa Wildmann las eine längere Passage aus „Die Waffen nieder“ von Bertha von Suttner, in der eindrucksvoll deutlich wurde, wie sehr militaristisches Denken im Neunzehnten Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit war und besonders in den adligen Schichten die ganze Lebensgestaltung beherrschte, wie aber in der Protagonistin durch persönlichen Verlust langsam kritischeres Denken heranreift.
Erschreckend und aufrüttelnd dann der politische Vortrag von Tobias Pflüger (MdB Die Linke) – erschreckend, da man nach zwei verheerenden Weltkriegen, dem atomaren Overkill im Kalten Krieg, aber auch zahlreichen internationalen Versuchen der Verrechtlichung der Austragung von Konflikten zwischen Staaten, erwarten würde, dass die Menschheit inzwischen etwas gelernt hätte.
Tobias Pflüger kam direkt aus Berlin von einer Sitzung des Bundestages, in der soeben der höchste Militärhaushalt, den die Bundesrepublik je hatte, verabschiedet worden war, und das soll ja nur der Anfang sein. Inzwischen fühlt sich die deutsche Regierung durchaus gehalten, das Ziel, 2 % des BIP für das Militär auszugeben, in jährlichen Steigerungsraten anzusteuern. In den Medien macht die Bundeswehr immer wieder durch Skandale bei der Beschaffung, durch Ausrüstungsmängel u.a. von sich reden, kritiklos wird nach Fehlinvestitionen oft Geld für deren Korrektur nachgeschoben, was alles der Befriedigung des Militärisch-Industriellen Komplexes dient. Aber all diese Skandale verdecken nur die eigentlichen Aktivitäten der Auf- und Hochrüster auf Bundes- und europäischer Ebene. So sind hohe Ausgaben für Infrastrukturmaßnahmen geplant, die im Wehretat überhaupt nicht auftauchen: Straßen- und Schienenwege sollen ertüchtigt werden, um Truppen und schweres Gerät schnell nach Osten transportieren zu können, die ganze Strategie sowohl der Bundeswehr, als auch der neu zu schaffenden europäischen Militärstrukturen zielt auf Konfrontation mit Russland ab – und alle schauen zu! Das Parlament nickt die Pläne mit großer Mehrheit ab, wenn es nicht, wie bei dem aktuellen Einsatz der Bundeswehr in Litauen als „Speerspitze“, erst gar nicht gefragt wird.