junge Welt 27.12.25: Krieg und Kriegen

Vermehrung kriegerischer Konflikte weltweit: Epoche im Umbruch

Es ist Krieg. Kriiiieg. Ganz lang zog Fred Düren das i, in Gestalt des Trygaios während der Uraufführung der Aristophanischen »Eirene« nach der Bearbeitung von Peter Hacks, 1962 in Berlin war das. Beim Krieg decken sich Sache und Begriff. Das Wort klingt bemerkenswert hässlich, obgleich man gar nicht so genau trennen kann, was hier was beeinflusst, da man die Sache ja immer schon mit dem Wort assoziiert. Seine Wurzeln reichen ins tiefste Indogermanisch zurück, Krieg ist so alt wie die Menschheit. Im Mittelhochdeutschen hieß es kriec, im Althochdeutschen chreg, beides bedeutet Anstrengung oder Kampf (ähnlich doppelbelegt wie das arabische Dschihad). Das altgriechiche polemos hat eine andere Wurzel, von der wieder leitet sich das moderne Wort Polemik ab, die kriegerische Rede, wenn man so will. Keine Schlacht ohne Rede, kein Krieg ohne Propaganda. Die Regel nämlich ist, dass irgendwer für irgendwen ins Feld ziehen und folglich überzeugt werden muss, dass er das nicht für einen anderen, sondern auch und vor allem für sich tue.

Ist das die älteste Geschichte der Welt? Es scheint so.

zum Artikel